Über die Grenzen hinaus

Ungewöhnliche und individuelle Geschichten ist sich die Valida gewohnt. Doch so einen Fall wie der von Martin Weibel (22) gab es bisher bei der Valida noch nicht. Bis vor einigen Jahren verlief
das Leben des jungen Mannes in normalen Bahnen. Er besuchte die Schule in Niederuzwil und entschied sich nach einem Schnuppereinsatz in der Oberstufe für die Ausbildung zum Gärtner EFZ. Bei einem Ostschweizer Gartenbauunternehmen lernte er sein Handwerk. Planung, Bau und Pflege von Schwimmteichen sowie der allgemeine Gartenbau gehörten zu seinen täglichen Arbeiten. Die Vielfalt der Pflanzen hatte es ihm angetan. Doch bei der Lehrabschlussprüfung
zum Gärtner Fachrichtung Garten und Landschaftsbau EFZ sollten ihm ausgerechnet die Pflanzen ein Bein stellen.
Die Rückschläge
Die Lehrabschlussprüfung nahte. Martin Weibel ist und war durch und durch ein Praktiker. Das tägliche Handwerk bereitete ihm keinerlei Probleme. Nur beim Fach «Pflanzenkenntnisse und
-verwendung» leistete er sich einen Patzer. Der sympathische junge Mann musste deshalb ein Jahr später nochmals an die eidgenössische Prüfung, um sein Fähigkeitszeugnis zu erhalten.
Doch die persönlichen Schwierigkeiten, die ihn später sogar zu einer Auszeit zwangen, machten sich bereits bemerkbar. Das erschwerte sein Vorhaben – auch diesmal scheiterte er an den Pflanzenkenntnissen. Der Rückschlag war enorm und warf den damals 20-Jährigen endgültig aus der Bahn. Martin Weibel benötigte jetzt Zeit und Unterstützung, um sich wieder fangen
und Gedanken über seinen Weg machen zu können. Dass er die Lehre zum Gärtner Fachrichtung Garten und Landschaftsbau EFZ abschliessen wollte, stand ausser Frage. Dazu fehlte ihm nur das Bestehen der Pflanzenprüfung. Aber wie konnte dieses Problem unter
Berücksichtigung seiner persönlichen Situation gelöst werden?
Individuelle Lösung gefunden
Bis dahin kannte Martin Weibel die Valida noch nicht. Sein Berufsberater bei der Invalidenversicherung stellte den Kontakt zum sozialen Unternehmen her. Nach einigen Gesprächen waren sich alle Beteiligten sicher, eine geeignete massgeschneiderte Lösung
für den jungen Gärtner gefunden zu haben. Ein Schnupperpraktikum bei der Valida bestätigte dies. Die dreistufige Lösung sah den langsamen Einstieg in das Berufsleben, die Unterstützung im Hinblick auf das Bestehen der Prüfung und dann die Wiedereingliederung in den allgemeinen Arbeitsmarkt vor. Die Valida bot Lösungen in verschiedenen Bereichen: Im Gartenteam sollte er das Gelernte anwenden und sein Wissen vertiefen können. Seine Arbeit im Team wurde so auf Martin zugeschnitten, dass der Wiedereinstieg in die Arbeitstätigkeit positiv und stärkend verlief. In der internen Berufsschule der Valida erhielt er zusätzliche Unterstützung in seinem Problemfach durch die Leiterin der Gartenabteilung Moni Bosshart. Und am Dienstagnachmittag besuchte er an der Berufsschule in Rorschach das Fach «Pflanzenkenntnisse und -verwendung».
Noch näher am Ziel
In der praktischen Arbeit konnte Martin Weibel in der Valida überzeugen. Seine umgängliche und fröhliche Art machten ihn beim Team sofort beliebt. «Ich habe mich schnell eingelebt und
fühle mich sehr wohl im Team» sagt Martin. Und dank den auf ihn zugeschnittenen
Massnahmen hat Martin Weibel nun im Sommer erfolgreich die Lehrabschlussprüfung bestanden. Endlich hat er sein Fähigkeitszeugnis in der Tasche. Ob er bei der Prüfung nervös
gewesen sei? «Nein, ich war mir sicher, dass ich bestehe!» Mittlerweile ist er seit über einem Jahr
fester Bestandteil des Valida-Gartenteams. Doch hier soll seine Reise nicht
enden. Der nächste Schritt ist eine feste Arbeitsstelle im allgemeinen Arbeitsmarkt.
Die Valida unterstützt ihn bei der Suche nach einer Stelle, wo immer nötig.
Der Job-Coach begleitet ihn im Bewerbungsprozess, und dank dem Beziehungsnetz
der Valida, konnte schon der eine oder andere Kontakt vermittelt werden. Doch sich bewerben und Schnupperpraktikas absolvieren – das muss Martin Weibel selber machen.
«Ein Team mit einem guten Umgang untereinander ist mir mitunter das Wichtigste. Menschlich soll es passen», so der junge Gärtner. Gruppenleiter René Raimann ist zuversichtlich:
«Martin wird zwar in unserem Team fehlen, aber er ist absolut bereit für eine feste Anstellung im ersten Arbeitsmarkt!»