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Reges Interesse für die 90 Jahre junge Valida

15.06.2019 , Neuigkeiten

Zahlreiche Interessierte nutzten am Samstag, 15. Juni 2019, die Gelegenheit, einen Blick hinter die Kulissen der Valida zu werfen. Die Valida, das soziale Unternehmen in St. Gallen, feiert dieses Jahr ihren 90. Geburtstag. Aus diesem Anlass stellte sich das Unternehmen mit zahlreichen Angeboten der Öffentlichkeit vor.

Über 1500 Besucherinnen und Besucher aus der Region St. Gallen besuchten am Samstag, 15. Juni, die Valida mit ihren sechs Standorten im Westen der Stadt. Die Kundenwäscherei, die Industrie, der Reinigungsdienst, das Gärtnerteam, die Schreinerei, das Beschäftigungsatelier, die Berufsschule, die Metallbearbeitung, die Küchencrew und die Printmedienverarbeitung präsentierten ihre Leistungen. In den einzelnen Betrieben informierten die Mitarbeiter über die beruflichen Ausbildungen und die Unterstützung am Arbeitsplatz. Am Hauptsitz und im Lachenquartier informierten Bewohnerinnen und Betreuer der Valida über die unterschiedlichen Wohnformen für Menschen mit Unterstützungsbedarf. Auf einem Rundkurs verkehrten zwischen 10 Uhr und 16 Uhr Extrabusse der VBSG und brachte die Besucher zu den einzelnen Standorten und wieder zurück. Die diversen Aktivitäten für Kinder fanden ebenso Anklang wie der Wettbewerb. Dabei konnten die Teilnehmenden ihr auf der «Tour de Valida» erworbenes Expertenwissen über das Unternehmen unter Beweis stellen und beispielsweise die Frage beantworten, wie viele Kilos Kundenwäsche die Valida pro Woche verarbeitet, nämlich 2,5 Tonnen.

In den Anfängen privat finanziert
Gut besucht war auch das zweimal durchgeführte Forum unter dem Titel «Von der Handweberei zum sozialen Unternehmen». Das von Valida-Direktor Beda Meier geleitete Forum befasste sich mit der Entwicklung der Valida von der einstigen Webstube zum modernen Unternehmen mit Ausbildungs-, Arbeits- und Wohndienstleistungen für Menschen mit Unterstützungsbedarf. «Dass Behinderte und ihre Einrichtungen früher fast ausschliesslich mit privaten Mitteln unterstützt wurden, das wusste ich ja gar nicht», zeigt sich ein Besucher erstaunt, «das wäre heute undenkbar.»

Aus der Anorma wird die Valida
Der «Verein St. Galler Werkstätten für Mindererwerbsfähige» wurde am 3. Oktober 1929 gegründet und nahm am 1. November 1929 an der Lehnstrasse in Bruggen den Betrieb auf. Zur ursprünglichen, nach Basler Modell organisierten Webstube kamen mit der Zeit eine Holzbearbeitungsabteilung, eine Mattenflechterei, eine Abteilung zur «Verlesung von Heilkräutern», eine Abteilung für Haus- und Gartenarbeiten sowie ein grosser Heimgarten hinzu. 1950 änderte der Verein seinen Namen in «Anorma, Verein St. Galler Werkstätten für Teilerwerbsfähige». Nach der Gründung der Invalidenversicherung wurde aus der «Anorma» im Jahr 1964 die «Invalida, Lehr- und Arbeitswerkstätte für Behinderte».
Nach der Jahrtausendwende gab das neue Behindertengleichstellungsgesetz vor, Benachteiligungen für Menschen mit Beeinträchtigungen zu beseitigen und ihnen die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben ohne Schranken zu ermöglichen. Für die Valida hiess das, diese Menschen nicht mehr nur zu versorgen und zu betreuen, sondern sie auf dem Weg zur Selbstbestimmung und Integration zu begleiten und zu unterstützen. Die neue Haltung führte dazu, dass es erneut zu einem Namenswechsel kam. Die «Invalida» wurde jetzt in «Valida, Lehr- und Arbeitswerkstätte für Behinderte» umbenannt. Nach aussen wurde die Valida mit ihren Betrieben in den folgenden Jahren zunehmend zum marktorientierten Industrie- und Dienstleistungsunternehmen. Diese Entwicklung führte schliesslich im Jahr 2015 zur heutigen Bezeichnung «Valida. Das soziale Unternehmen».

90 Jahre jung
In den letzten Jahren konnte die Valida Wohn-, Ausbildungs- und Arbeitsformen individualisieren. Gemeinsam mit Auftraggebern wurde die lebensmittelkonforme CNC-Bearbeitung von Kunststoffen realisiert. Die Valida ist heute in der Lage, qualifizierte Kommissionierungs- und Verpackungsaufträge unter kontrollierten Hygienebedingungen abzuwickeln. Oder sie betreibt mit ihren Mitarbeitenden mit Unterstützungsbedarf eine externe Altersheimwäscherei. Die Besucher am Tag der offenen Tür zeigten sich beeindruckt: «Das Eindrücklichste für mich? Das ist die riesige Vielfalt, welche die Valida bietet. Und die Professionalität der Leistungen», hielt eine Besucherin nach ihrem Rundgang fest.
 
Valida in Zahlen
– 500 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer
– 350 Integrations-, Arbeits- und Ausbildungsplätze in 8 Betrieben
– 90 Bewohnerinnen und Bewohner in individuellen Wohnformen
– 150 Gruppenleiter und Gruppenleiterinnen, Betreuende, Fach- und Führungskräfte
– 1 Berufsschule
– 100 Sportlerinnen, Sänger, Schauspielerinnen mit 20 freiwillige Coaches in acht Freizeitclubs